Das Gutachten Wirtschaftsfaktor Immobilie 2017, das vergangene Woche in Berlin vorgestellt wurde, bescheinigt dem deutschen Immobilienmarkt einige Besonderheiten, die im internationalen Vergleich positiv auffallen und sogar Vorbildcharakter in Europa haben könnten. Das Gutachten der Gesellschaft für immobilienwirtschaftliche Forschung und den großen Immobilienverbänden BID, Haus & Grund und DV präsentiert Daten, Fakten und Analysen über Struktur, Akteure und einen Ratgeber für die Politik.
Wirtschaftskraft
Die deutsche Immobilienwirtschaft hat einen Vermögenswert von 11 Billionen Euro. Außerdem fallen mit 500 Milliarden Euro rund 18 Prozent der Bruttowertschöpfung auf immobilienbezogene Wirtschaftsaktivitäten. Diese Aktivitäten verteilen sich auf über 815.000 Unternehmen, knapp 3,9 Millionen private Vermieter und rund 16 Millionen Selbstnutzer. Darüber hinaus zeichnet sich die deutsche Immobilienwirtschaft aber nicht nur durch ihre Größe, sondern auch durch ihre Stabilität aus und trägt damit zur Resilienz der deutschen Volkswirtschaft bei und bildet so auch für die europäische Wirtschaft einen zentralen Stabilitätsfaktor.
Vorbild für Europa
Die Gründe für die gute Position der deutschen Immobilienwirtschaft liegen nur in geringem Maße am Preis- und Mietanstieg der letzten Jahre. Vielmehr sind es die vielschichtige Eigentümerstruktur, das Nebeneinander von mehreren starken Städten oder auch die langfristigen Zinsen und die sicherheitsorientierte Finanzierungskultur, die den deutschen Immobilienmarkt zu einer Blaupause für eine mögliche ökonomische Entwicklung in Europa machen.
Immobilien als Anlage
Immobilien sind die bedeutendste reale Anlageklasse in Deutschland. Mit einem Wert von 125.000 Euro verfügen deutsche Haushalte zwar im Durchschnitt nur über ein relativ geringes Immobilienvermögen, stark gewachsen ist aber der Markt für Immobilienaktien und andere Beteiligungen. Für alle Anlageformen sind die seit 2010 stark gestiegenen Immobilienpreise von fundamentaler Bedeutung, vor allem die Preise für Wohnimmobilien in Großstädten ragen heraus.
Keine Blase zu befürchten
Trotz der zuletzt gestiegenen Immobilienpreise, droht keine Immobilienpreisblase. Die aktuellen Preis- und Wertsteigerungen liegen in erster Linie am hohen Interesse, in den deutschen Immobilienmarkt zu investieren. Dies gilt sowohl für institutionelle (in- und ausländische) Anleger als auch für private Haushalte. Denn es gibt im aktuellen Marktumfeld mit dem historisch niedrigen Zinsniveau wenig Alternativen mit mehr Rendite und ausreichender Sicherheit. Es mag für manche Segmente, Städte oder Stadtteile Preiskorrekturen geben. Dies hat jedoch nichts mit einer finanz- und volkswirtschaftlich bedrohlichen Preisblase zu tun, zumal in Deutschland weiterhin eine konservative und sicherheitsorientierte Immobilienfinanzierung gepflegt wird.
Die Politik ist gefragt
Die Stärke und Stabilität der deutschen Immobilienbranche ist kein Selbstläufer. Wegen der unterschiedlichen Akteure und Märkte bedarf es passgenauer politischer Maßnahmen, die die vielschichtigen Wechselwirkungen mit anderen Märkten berücksichtigen. Durch die heterogene Struktur reagieren Immobilienmärkte langsamer. Dadurch sind die Akteure wiederum gefordert, sich flexibler anzupassen, etwa durch niedrigere Transaktionskosten. Hier hält die Studie weitere Empfehlungen an die Politik bereit.
QUELLE:
DV Deutscher Verband für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung e.V.
BID Bundesarbeitsgemeinschaft Immobilienwirtschaft Deutschland
IW Institut der deutschen Wirtschaft in Köln
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