Aufgrund stetig steigender Preise für Wohnimmobilien ist in Deutschland immer wieder die Rede von einer möglichen Immobilienpreisblase. Die Ergebnisse einer Studie des renommierten Analysehauses Feri Eurorating Services zeigen jedoch, dass es hierfür keinerlei Anzeichen gibt. Wir haben für Sie alle wichtigen Informationen zusammengetragen, die Sie zum Thema Immobilienblase in Deutschland wissen müssen.
Preise steigen wegen Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage
Jürgen Michael Schick, Präsident des Immobilienverband Deutschland (IVD) sieht den Hauptgrund für die stetig steigenden Immobilienpreise in dem großen Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage. Obwohl in Deutschland immer mehr gebaut wird, ist die Nachfrage nach Wohnraum gerade in Großstädten bedeutend höher als das Angebot verfügbarer Wohnungen. Im Mittelpreissegment stieg der Preis für Bestandsimmobilien seit dem vergangenen Jahr bereits um 6%. Dies zeigt der aktuelle IVD-Preisspiegel für Wohneigentum, der die Entwicklung der Immobilienmärkte von 370 Städten in Deutschland erfasst.
Darüber hinaus sind aber noch weitere Faktoren für den massiven Preisanstieg verantwortlich: Die historisch niedrigen Zinsen durch die EZB und die daraus folgende hohe Marktliquidität sowie ein Mangel an attraktiven Anlagemöglichkeiten haben die Attraktivität von Immobilien als Geldanlage zur Altersvorsorge immens gesteigert.
Steigende Preise betreffen vor allem deutsche Metropolen
Gerade in deutschen Metropolen bleiben die Preiserhöhungen für Wohneigentum nicht unbemerkt. Im Vergleich zu 2015 erhöhte sich der Kaufpreis für Bestandsimmobilien mit mittlerem Wohnwert in 14 Städten um 9%. Bei Immobilien mit gutem Wohnwert betrug die Erhöhung sogar 12%. Auch kleinere Städte (bis 500.000 Einwohner) sind von den Preiserhöhungen betroffen. Hier sind die Preise ebenfalls um 9% gestiegen. Im vergangenen Jahr lag die Steigerung hingegen bei gerade einmal 5,5%.
In Berlin ist die Nachfrage so hoch wie nie
Die deutsche Hauptstadt zählt zu den beliebtesten Immobilienmärkten Europas und das nicht ohne Grund. Denn der Berliner Wohnungsmarkt verspricht hohe Renditen, wie aus einer Studie des Immobilienberaters Catella hervorgeht. Dennoch steigen die Preise für Wohneigentum auch hier immer weiter. In einfachen Lagen erhöhte sich der Preis für Bestandswohnungen im Durchschnitt um 34% auf 2.350 Euro/qm (Stand 2014). Im Vergleich zu den Entwicklungen der letzten Jahre, stellt dies eine enorme Zunahme dar. Laut bulwiengesa sollen die durchschnittlichen Kaufpreise in Berlin bis 2018 nochmal um 10,7% steigen. Die Wohneigentumsquote liegt in der Hauptstadt grundsätzlich bei 15%. Nichtsdestotrotz sind Berliner Immobilien hoch im Kurs. Rund 15% des gesamten Transaktionsvolumens auf dem deutschen Wohnungsmarkt konnte die Hauptstadt für sich verbuchen.
Die deutsche Hauptstadt ist noch vergleichsweise günstig
Der IVD hat die preislichen Veränderungen von insgesamt 10 deutschen Städten in Betracht gezogen. Demzufolge konnten die höchsten Preissteigerungen für Bestandimmobilien mit mittlerem Wohnwert in Frankfurt verzeichnet werden. Hier sind die Kaufpreise um rund 19% auf 2.200 Euro/qm gestiegen. In München sind die Preise für Wohneigentum im Durchschnitt am höchsten. Hier sind die Preise im selben Segment um 8% auf etwa 4.200 Euro/ qm angestiegen. Berlin zählt nicht nur innerhalb Deutschlands, sondern auch im europäischen Vergleich nach wie vor zu den günstigsten Metropolen.
Erschwinglichkeit von Wohneigentum erreicht Rekordhoch
Noch nie war Wohneigentum in Deutschland so erschwinglich wie heute. Und das, obwohl die Preise immer weiter steigen. Dies zeigt der Erschwinglichkeitsindex des IVD, der sich aus den derzeitigen Immobilienpreisen, dem aktuellen Zinssatz und den Löhnen zusammensetzt. Mit dessen Hilfe soll Erkenntnis darüber gewonnen werden, ob sich ein Interessent eine Immobilie leisten kann oder nicht. Dieses Jahr lag der Indexwert bei 143. Das entspricht dem höchsten gemessenen Wert, der je verzeichnet wurde. Allein vor zehn Jahren entsprach die Zahl noch einem Wert von 100. Die Begründung für das historische Rekordhoch liegt zum einen in steigenden Gehältern und zum anderen in der phänomenal günstigen Zinslage, die die Vergabe von Baukrediten erleichtert. Ähnlich sieht es mit den aktuellen Grundstückspreisen aus. Laut dem Immobilienmarktbericht 2015/16 erreichten diese in Berlin ebenfalls Rekordzahlen.
Keine Anzeichen einer Immobilienblase in Deutschland
Trotz zahlreicher Spekulationen gibt es in der Bundesrepublik derzeit keinerlei Anzeichen für eine Immobilienpreisblase. Dies fand das Unternehmen Feri Eurorating Services im Rahmen einer Untersuchung heraus. Um die Finanzstabilität in Deutschland sicherzustellen, wurden bereits zahlreiche Schritte eingeleitet. Solche wären unter anderem die Einführung der Wohnimmobilienkreditrichtlinie, die strenge Reglungen für die Vergabe von Immobilienkrediten vorsieht. Ob eine derartige Verschärfung wirklich erforderlich ist, steht allerdings noch im Raum. Denn auch die Bundesbank sieht „keine klaren Anzeichen für eine exzessive Kreditvergabe oder Abschwächung“ wie Vorstandsmitglied Claudia Buch bestätigt. Die Tatsache, dass gerade jungen Familien und Senioren dadurch die Chance auf ein Eigenheim verwehrt wird, stellt die Sinnhaftigkeit der neuen EU-Richtlinie in Frage, dessen aktuelles Format von vielen Kritikern als diskriminierend und verfassungswidrig eingestuft wurde. Allerdings liegen der Politik bereits erste Gesetzentwürfe vor, die eine Entschärfung der Wohnimmobilienkreditrichtlinie vorsehen.
Droht Deutschland Ihrer Meinung nach die Gefahr einer Immobilienpreisblase? Wir freuen uns auf Ihre Meinung!