Wer Rat zur Geldanlage sucht, vertraut eher auf einen unabhängigen Berater als auf einen Bankmitarbeiter – letztere haben schließlich den Auftrag, die bankeigenen Produkte zu vermarkten. Wissenschaftler aus den USA haben in einer Studie herausgefunden, dass das nicht immer eine gute Entscheidung ist. Denn unabhängige Berater machen bei der Geldanlage demnach oft die gleichen Fehler wie Geldanlage-Laien.

Die Studie, die im Mai 2018 veröffentlicht wurde, bezieht sich auf den kanadischen Markt. Die drei Wissenschaftlicher von der USC Marshall School of Business, der Indiana University und der Federal Reserve Bank of Chicago analysierten die Geldanlagen von rund 500.000 privaten Anlegern für den Zeitraum von vier Jahren. Die Privatanleger ließen sich von insgesamt 4.400 unabhängigen Finanzberatern bei der Geldanlage unterstützen.

Rendite mit Beratung = Rendite von Laien
Dabei fanden die Wissenschaftler heraus: Bei ihren Anlageentscheidungen machten die privaten Investoren die gleichen Fehler, die auch andere Laien-Anleger machen – obwohl die untersuchten Anleger sich professionell und unabhängig beraten ließen. Sie streuten das Risiko nicht stark genug, hielten die Produkte nicht lange genug im Depot und investierten bevorzugt in aktiv gemanagte Fonds. Diese sind teurer als passiv gemanagte. Die Portfolios warfen entsprechend wenig Rendite ab.

Egal ob Sie 20.000 Euro, 30.000 Euro oder 50.000 Euro anlegen: Für die Rendite ist es nicht unbedingt förderlich, einen unabhängigen Anlageberater hinzuzuziehen. Die Studie bestätigt, was ohnehin viele Deutsche in einer Umfrage vermutet haben.

Umfrage bestätigt Vorbehalte deutscher Anleger
Bereits 2016 hatte eine Umfrage der quirin bank, YouGov Deutschland und YouGov USA ergeben, dass 60% der Befragten in Deutschland ein „grundsätzliches Misstrauen gegenüber Beratern, die Geldanlagen empfehlen“ haben. In den USA waren es nur 23% der Befragten. Außerdem denkt die Hälfte der Deutschen, dass kein Anlageberater auf Dauer besser als der Markt sein könne. In den USA denkt so nur jeder dritte Befragte.

Anlageberater legen ihr eigenes Geld unvorteilhaft an
Zusätzlich untersuchten die Wissenschaftler die privaten Depots von drei Vierteln der Berater. Dabei zeigte sich, dass die Berater bei ihren eigenen Geldanlagen genauso verfuhren wie mit dem Geld ihrer Kunden. Bei ihrem privaten Depot zeigten sie jeweils die gleiche Risikoneigung, die gleiche Tendenz zu teuren Anlagen und eine zu geringe Risikostreuung. Ihre Rendite war ebenfalls niedrig.

Deutsche Honorarberater erhalten keine Provision
Die Forscher untersuchten auch, wie die Berater ihr Geld nach ihrem Karriereende anlegten. Sie wollten wissen, ob sie vielleicht nur teure Produkte kauften, um ihre Kunden davon überzeugen zu können. Doch auch die ehemaligen Berater steckten ihr Geld bevorzugt in teure Anlageprodukte.

Um die Ergebnisse der Studie einordnen zu können, ist folgender Unterschied zum deutschen Markt wichtig: Die kanadischen Berater, deren Depots untersucht wurden, waren zwar unabhängig von Banken. Allerdings erhielten sie Provisionen von den Fondsanbietern. In Deutschland werden unabhängige Honorarberater direkt von ihren Kunden bezahlt und sind nicht von Provisionen abhängig. Sie brauchen eine Zulassung und werden von den zuständigen Behörden überwacht.

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