Die Immobilienindustrie boomt. Im Rahmen des Immobilienbooms werden immer mehr Gelder in Immobilien investiert. Die Kaufpreise für Grundstücke, Häuser und Eigentumswohnungen steigen rapide an, ebenso die Mietpreise. Doch woher kommt der Immobilienboom und welche Auswirkungen hat er? Wie lange wird der Immobilienboom noch anhalten und was passiert, wenn die Immobilienindustrie langsam wieder zurückgeht? Auf all diese Fragen finden Sie im Folgenden Antworten.
Wie ist der Immobilienboom 2018 entstanden?
Die Zinsen im Euroraum sind sehr niedrig und haben sowohl deutsche als auch ausländische Investoren dazu gebracht, in den deutschen Immobilienmarkt zu investieren. Im Jahr 2016 erreichten die Bauzinsen ein Allzeittief in Höhe von 0,69 Prozent. Es war also noch nie günstiger, einen Kredit zur Baufinanzierung aufzunehmen. Immobilien wurden immer stärker nachgefragt, während das Angebot höchstens geringfügig gewachsen ist. Zudem wurde der Immobilienboom durch die starke Zuwanderung seit 2012 verstärkt. In den Jahren seit 2012 sind mehr als drei Millionen Menschen nach Deutschland gekommen. Jeder von ihnen benötigte eine Wohnmöglichkeit. Die Nachfrage nach Wohnraum stieg durch die Zuwanderung also weiter an.
Das Resultat: Stark steigende Nachfrage führte bei gleichbleibendem Angebot zu steigenden Preisen und somit zum Immobilienboom. Besonders stark macht sich der Immobilienboom in Berlin, München, Hamburg, Stuttgart, Frankfurt, Düsseldorf und Köln bemerkbar. Hier sind die Kaufpreise für Häuser und Wohnungen besonders hoch. Seit 2009 haben sich die Kaufpreise um 61 Prozent erhöht. Grundlage für diese Auswertung stellen die durchschnittlichen Verkaufswerte von 60 bis 80 Quadratmeter großen Wohnungen mit hochwertiger Ausstattung zwischen 2009 und 2018 dar. Während die Kaufpreise um 61 Prozent gestiegen sind, wurde die Miete hingegen durchschnittlich bisher nur um 26 Prozent erhöht.
Auswirkungen des Immobilienbooms
Während sich Immobilienbesitzer über die Wertsteigerung ihrer Kapitalanlage freuen, bedeutet der Immobilienboom für Mieter erhöhte Kosten und somit finanzielle Probleme. Die Mittelschicht kann sich trotz der niedrigen Zinsen kaum noch Wohneigentum in den Städten leisten. So hat der Immobilienboom beispielsweise in München für Mieter enorme Auswirkungen, da die Mietpreise immer weiter ansteigen. Dies sorgt für soziale Spannungen, da die Wohnungs- und Hausbesitzer durch Mieteinnahmen immer reicher werden, während die Mieter immer mehr Geld für ihre Miete aufbringen müssen.
Wie lange wird der Immobilienboom noch anhalten?
Investoren und Mieter stellen sich gleichermaßen die Frage, wie lange der Immobilienboom noch anhalten wird. Die Einwanderung aus anderen Ländern lässt langsam nach. Zudem ziehen immer weniger junge Leute in die teuren Großstädte, da sie sich den Wohnraum hier schlichtweg nicht mehr leisten können. Dies geht aus dem Frühjahrsgutachten Immobilienwirtschaft 2018 des Rates der Immobilienweisen hervor.
Des Weiteren sorgt der demographische Wandel für einen Bevölkerungsrückgang. Das heißt, die Nachfrage nach Wohnraum wird zukünftig nicht mehr so stark ansteigen wie bisher. Gleichzeitig entsteht durch zahlreiche Investoren neuer Wohnraum. 2017 waren es laut Gunther Adler , dem Staatssekretär im Ministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, 320.000 neue Wohnungen, die in Deutschland neu gebaut wurden. Für 2018 wird vorhergesagt, dass insgesamt etwa 350.000 Wohnungen fertiggestellt werden.
Das heißt, Nachfrage und Angebot nähern sich, wenn auch langsam, wieder aneinander an. Das sorgt dafür, dass die Preise für Immobilien zukünftig wieder sinken werden und der Immobilienboom zu Ende gehen wird. Es kann jedoch nicht gesagt werden, wann dies tatsächlich der Fall sein wird.
Der Rat der Immobilienweisen geht davon aus, dass die Kaufpreise für Immobilien in den nächsten vier Jahren vor allem in München, Stuttgart und Berlin um rund 25 bis 33 Prozent sinken werden und dem Immobilienboom somit nach und nach ein Ende bereiten.
Was passiert, wenn der Immobilienboom zu Ende geht?
Während sich die meisten Mieter aufgrund sinkender Mietausgaben voraussichtlich über das Ende des Immobilienbooms freuen werden, wird aus Sicht der Investoren sowie aus gesamtwirtschaftlicher Sicht mit negativen Konsequenzen gerechnet.
Da im Zuge des Immobilienbooms sehr viel gebaut wurde und wird, entstehen Überkapazitäten. Sobald das Angebot die Nachfrage übersteigt, werden einige Neubauten leer stehen. Außerdem droht Arbeitskräften, die in der Baubranche beschäftigt waren, eine Entlassung, wenn der Immobilienboom vorbei ist. Viele Investoren erwerben heute Immobilien zu hohen Preisen in der Hoffnung, die Preise und Gewinne steigen weiter und die Immobilien können später zu einem noch höheren Preis verkauft werden. Diese laufen allerdings Gefahr, durch das Ende des Immobilienbooms Wert- und Geldverluste in Kauf nehmen zu müssen. Ferner können voraussichtlich einige Kredite, die für den Immobilienkauf aufgenommen wurden, nicht mehr zurückgezahlt werden. Dies belastet die Banken. Diese können Menschen, die Kredite für andere Investitionen beantragen, keine Kredite mehr gewähren oder nur zu hohen Zinssätzen.
In Deutschland scheint die Schwere der Konsequenzen bisher noch begrenzt zu sein: Es wurde bisher nicht übermäßig viel neuer Wohnraum geschaffen, d. h. es gibt noch keine übertriebenen Überkapazitäten. Außerdem haben sich die Deutschen bisher verhältnismäßig wenig verschuldet, um Immobilien zu kaufen. Auch die Banken scheinen derzeit noch sehr stabil zu sein.
Das Ende des Immobilienbooms soll laut dem Frühjahrsgutachten Immobilienwirtschaft 2018 des Rates der Immobilienweisen also keine allzu großen Schäden für die gesamtwirtschaftliche Situation in Deutschland mit sich bringen, da bisher nur wenige Städte stark vom Immobilienboom betroffen sind.